Im Interview: Heinrich Butschal bei Barnebys

Seit fast 40 Jahren ist Heinrich Butschal als Juwelier in München und im Fürstentum Liechtenstein erfolgreich und zeigt mit seiner Schmuckbörse auch im Onlinehandel Präsenz. Wir haben mit ihm über seine innovative Arbeit, aktuelle Trends und die Zukunftsaussichten auf dem Juwelenmarkt gesprochen.

Veröffentlicht 28 September

Herr Butschal, seit wann gibt es ihr Juweliergeschäft und wann kam die Schmuckbörse dazu?

Meine Ausbildung zum Diamantgutachter, Gemmologen und Goldschmied habe ich bereits während meiner Schulzeit begonnen und sie dann parallel zu meinem Studium der Betriebswirtschaft weiterverfolgt. Anschließend habe ich im Juweliergeschäft meines Vater gearbeitet, danach im Schmuckgroßhandel. 1981 erfolgte schließlich der Schritt in die Selbstständigkeit. 15 Jahre später kam dann die Schmuckbörse dazu.

Sie sind in Ihrer Familie also nicht der erste, der dem Beruf des Juweliers und Goldschmieds nachgeht.

Nein, mein Vater begeisterte sich seit seiner Jugend für diese Tätigkeit und hat als Goldschmiedeobermeister seine Werkstatt auch noch weitergeführt, als er schon lange in Rente war.

Ihr Vater nimmt für Sie sicherlich eine Vorbildfunktion ein. Wie sieht es sonst aus? Gibt es Juweliere oder Goldschmiede, die Sie besonders bewundern?

Goldschmiede und Designer, die eine Idee hatten, eine Aussage treffen wollten und dann mit Formen und Materialien experimentieren, um daraus Großartiges zu schaffen, sind Vorbilder, die mich immer wieder begeistern. Dazu zählen nicht nur die großen bekannten Namen wie Dinglinger oder Fabergé, die frühen Arbeiten von Van Cleef & Arpels und die vielen Unbekannten aus der Zeit der Jugendstil und Art Déco, sondern auch Zeitgenossen wie beispielsweise Georg Hornemann.

Was fasziniert Sie persönlich an den Schmuckstücken des Jugendstils und Art décos, die ja auch in der Schmuckbörse zu finden sind?

In jener Epoche sind Einzelstücke entstanden, die von unglaublicher Kreativität und Eleganz zeugen. Leider sind sie nur selten anzutreffen.

Wie sieht es mit den Vorlieben Ihrer Kunden aus? Ist irgendein Stil momentan besonders gefragt?

Sehr gefragt ist derzeit Roségold in Designaufbauten, wie sie nur mit 3D-Techniken erstellt werden können. Völlig unterbewertet ist hingegen der Stil der 1950er Jahre vor Beginn der „Nierentisch-Ära“. Die ausdrucksstarken Stücke dieser Epoche wird wohl erst die nächste Generation für sich wiederentdeckten.

Ein weiterer Trend geht in Richtung Schmuckstücke, die mit vielen kleinen pavée gefassten Diamanten besetzt sind. Die Gründe dafür liegen in Asien, wo die aktivsten Produzenten dieses Verfahren erlernt haben.

Herr Butschal, Sie handeln nicht nur mit „fertigen“ Schmuckstücken, sondern stellen solche in ihrer eigenen Goldschmiedewerkstatt auch selber her. Um welche Art von Schmuckstücken handelt es sich dabei?

Im Prinzip können wir zwar alle Schmuckstücke in Gold und Platin anfertigen, aber wir haben uns schon vor 20 Jahren auf Siegelringe im allgemeinen sowie auf ausgefallene Versionen von Siegel- und Wappenringen spezialisiert.

Sie haben ein eigenes Gussverfahren entwickelt. Können Sie mehr darüber berichten? Was ist das Besondere daran?

In den 1980er Jahren habe ich mich intensiv mit der Erforschung und Entwicklung eines Hochpräzisions-Gussverfahrens beschäftigt, durch das sich die Präzision vom Modell bis zum Guss im Tausendstel Millimeterbereich erhalten lässt. Zu diesem Thema habe ich bereits Seminare und Vorträge vor einem internationalen Fachpublikum gehalten und war Gast im Deutschen Kernforschungsinstitut, bei Swarovski und bei TATA in Indien.

Ihr Angebot umfasst nicht nur eigene Arbeiten und angekaufte Schmuckstücke, sondern auch wertvolle lose Diamanten. Wie hat sich der Abbau von Diamanten in den letzten Jahren verändert?

Die großen und hochwertigen Diamanten werden heutzutage – meist in Afrika – mithilfe eines neuen Röntgeneinsatzes aus dem Gestein geschält und nicht mehr wie früher nach dem Zertrümmern des Steins ausgesiebt. Der Schliff erfolgt anschließend mit modernsten und raffiniertesten Techniken in Indien.

Weshalb sind Diamanten in den letzten Jahren soviel teurer geworden?

Der Preisanstieg bei Diamanten basiert auf den heutigen überperfekten Steinen, die so präzise geschliffen werden, wie es im 20. Jahrhundert noch gar nicht möglich war.

Wie sieht Ihre Prognose für die Zukunft aus? Werden weiterhin Farbdiamanten das Rennen machen?

Der Boom bei Farbdiamanten ist befeuert durch die historisch einmalige Menge an roten und rosa Diamanten aus der Argyle-Mine in Australien. Jedoch denke ich, dass nach Abebben des Trends nur die seltenen und wirklich schönen Farben hochpreisig bleiben und die Mitläufer und Fehlfarben wieder in ihre esoterische kleine Ecke zurückkehren werden.

Rosa Diamant im Brillantring Hellrosa Diamant über 1,2 ct

Ab wieviel Karat bzw. unter welchen Bedingungen lohnt es sich, einen Diamant oder ein Schmuckstück als Wertanlage zu erwerben?

Ein hochpreisiger Diamantschmuck ist immer eine Wertanlage im besten Sinne des Wortes. Wenn man auf einen Wiederverkauf spekuliert, dann sollte man sich am Mainstream orientieren, also ab einem Karat und in ordentlicher Qualität kaufen. Ob man dann einen Mehrkaräter oder mehrere Einkaräter kaufen will, bleibt Geschmacksache.

Haben Sie einen persönlichen Favorit unter den Edelsteinen?

Mein ganz persönlicher Lieblingsstein ist ein Ceylonsaphir, den ich sehr flach geschliffen habe und der trotzdem eine kräftige blaue Farbe aufweist. Ich habe ihn als Siegelstein in einen Siegelring eingearbeitet, wodurch er mir jeden Tag aufs Neue Freude bereitet.

Vielen Dank, Herr Butschal, dass Sie sich die Zeit genommen haben, unsere Fragen zu beantworten.