Schmuck als Geldanlage

10 Dezember 2008

Ein Interview der Wirtschaftswoche durch Frau Anke Henrich bei mir:

> Wann lohnt sich Schmuck als Geldanlage? (Uhren ausgenommen)

Lohnen im Sinnen von Rendite bringen, habe ich eigentlich bei Schmuck noch nie erlebt.
Aber häufig sind die Werte die Schmuck darstellt, beim Wiederverkauf für sinnvolle Zwecke genutzt worden.
Nicht nur Zarentöchter konnten nach der Revolution in Russland Ihre Familie vom Ertrag der Schmuckverkäufe über Jahrzehnte in Pariser Hotels leben lassen, auch meine Urgroßmutter hat nach der Familiensage mit Ihrem Schmuck das Rittergut Ihres Ehemannes über mehr als 10 Jahre finanziert.

> Welche Stücke sind derzeit gefragt, aber womöglich nicht langfristig wertstabil
> oder wertsteigernd?

Wenn Juweliere das wüssten, würden sie diese Stücke sofort aus dem Verkauf ziehen und für sich behalten.
Aber eine Richtlinie kann nicht falsch sein: Hochwertiges und seltenes ist immer eine gute Anlage gewesen.
Schon allein weil das nicht beliebig vermehrbar ist.

> Von welchen Stücken raten sie ab?

Puh, abraten kann ich nicht einmal von Modeschmuck oder modischem Firlefanz in Edelmetall. Schmuck soll schmücken, und dann ist der Kauf auch berechtigt.
Natürlich ist bei solchen Objekten keine Werthaltigkeit zu erwarten. Bei einem Schal in gleicher Preislage würde ja auch niemand eine Wertsteigerung erwarten. Immerhin hat auch dieser Schmuck beim Wiederverkauf noch den Goldwert. Eine teure Krawatte hat den nicht.

> Ist die handwerklich ausgezeichnete Arbeit eines unbekannten Goldschmiedes
> wertsteigernd oder ist es u.U. die weniger perfekte eines bekannten Namens?

Im Schmuckbereich gibt es bekannte Namen nur als Firmennamen und Markennamen. Ausser Hearst sind eigentlich alle Goldschmiede auch die sehr guten, dem großen Publikum unbekannt.

> Erleben Sie enttäuschte Kunden, die sich vom Weiterverkauf eines Objektes
> signifikant mehr versprochen haben?

Klar, nicht nur solche, die ernsthaft meinen nach 10 Jahren mir den Schmuck zum doppelten Preise anbieten zu wollen, sondern auch ein Kunde der nach einem halben Jahr sein Schmuckstück das er bei einem anderen Juwelier für 10.000 DM gekauft hatte mir großzügig für 9.600,- DM anbieten zu wollen, schließlich solle ich ja auch etwas verdienen können.
Als ich Ihm erklärte das allein schon die Mehrwertsteuer deutlich mehr Differenz ausmachen würde, war er wirklich erbost.

Aber für ca. die Hälfte des Neupreises verkaufen wir Schmuck aus zweiter Hand über meine Schmuckbörse und Diamantbörse recht gut und zügig an Kunden in ganz Europa. Gestern sogar an eine Kundin in Lake Tahoe (Ca).

> WORAN ERKENNT DER KUNDE DENN WAS
> HOCHWERTIG UND SELTEN IST UND IN WELCHER PREISKLASSE BEWEGT ER SICH > DANN?

Das wird dann so schwierig wie in der Kunst hochklassische Kunst von Kitsch zu unterscheiden. Dazu muss man sich intensiv mit Schmuck beschäftigen, viel sehen und vergleichen.
Einfach ist das nicht zu lernen, ich empfehle zum erlernen des Kennerblickes auch die Schatzkammern von München, Wien und natürlich Dresden anzusehen.

> HEISST DAS IM UMKEHRSCHLUSS; DASS DIE
> WERTSTEIGERUNG GERINGER ALS ERHOFFT AUSFALLEN KANN; TROTZ BESTER
> ARBEIT?

So sehr sich das die Werbestrategen wünschen, finde ich das es falsche Hoffnungen weckt wenn man Schmuck als Anlage mit dem Hintergedanken der Wertsteigerung kauft.

Schmuck soll schmücken, Freude bereiten auch den Status und Geschmack der Trägerin signalisieren. Daneben ist er im Bestfall werthaltig aber fast nie ein geeignetes Spekulationsobjekt.

> WELCHE STÜCKE WERDEN DENN NACHGEFRAGT IN DEN BEIDEN BÖRSEN

Eigentlich sind es zwei Gruppen von Schmuck und Diamanten die man als häufigste charakterisieren kann:

1. Die Frau, die ausgefallenen Schmuck für sich kauft den sie nirgends in den örtlichen Juweliergeschäften so gefunden hat oder eben ein Schnäppchen sucht.

2. Meistens Männer die ein Geschenk suchen und keinesfalls Risiken eingehen wollen das es der Frau evtl. nicht gefällt und daher sehr klassisch im Mainstream liegende Modelle kaufen.Der ganze Artikel ist dann hier zu lesen:
http://www.wiwo.de/finanzen/schoenster-schein-schmuck-als-geldanlage-380335/